CDU Stadtverband Coesfeld

Vorstellungen von Frau Diekmann vage und wenig durchdacht

Ein Beitrag von Rosemarie Niemeier (Bild) und Dr. Bernhard Kewitz (Bild)

Eliza Diekmann, die Kandidatin für das Bürgermeisteramt, will Schule gemeinsam „ganz neu denken“. Wie dem Beitrag in der AZ vom 1. August 2020 zu entnehmen ist, versteht sie darunter, die jahrelangen Planungen zum Umbau des Schulzentrums über den Haufen zu werfen und den in den schulischen, städtischen und politischen Gremien mühsam erarbeiteten Kompromiss beiseitezuschieben. Außerdem solle kein Kind zurückgelassen werden und sich nach seinen Fähigkeiten entwickeln können, lesen wir dann weiter. „Was ist daran neu?“ fragt sich der kritische Leser. Will Frau Diekmann den Coesfelder Schulen zu Unrecht unterstellen, dass sie diesen Ansprüchen auf individuelle Förderung bisher nicht gerecht werden konnten? Im Grunde handelt es sich bei diesen Forderungen um Selbstverständlichkeiten, denen sich jede Schule verpflichtet fühlt. Das grundlegende Recht auf Bildung, Erziehung und individuelle Förderung ist Auftrag aller Schulen und steht jedem jungen Menschen zu. (Schulgesetz NRW § 1)

Wenn Frau Diekmann weiter erklärt, dass ihr das Schulangebot in Coesfeld gefalle, kann man ihr nur zustimmen. Es ist auch nicht überraschend, dass sie mit Hinweis auf den Elternwillen ihre Offenheit für neue Schulformen betont und dabei die Gesamtschule ins Gespräch bringt. Sie muss schließlich die politische Klientel bedienen, auf deren Unterstützung ihre Kandidatur gründet.

Dass der Elternwille bei der Gestaltung des Schulsystems in Coesfeld zu respektieren ist, ist und bleibt ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Allerdings ging es in der Vergangenheit vornehmlich der SPD und den Grünen weniger um den Elternwillen, als vielmehr darum, den Coesfeldern aus bildungsideologischen Gründen eine Gesamtschule aufs Auge zu drücken. Aber auch die aktuellen Anmeldezahlen zum Schuljahr 2020/21 spiegeln die Überzeugung der Coesfelder Bevölkerung und die der angrenzenden Gemeinden wider, dass beste Bildungschancen allein durch ein differenziertes, begabungsgerechtes, leistungsorientiertes und durchlässiges Schulsystem eröffnet werden. Sie deckt sich mit der Überzeugung der deutlichen Mehrheit der Deutschen, quer durch alle Bevölkerungsgruppen und über die Bundesländer hinweg, wie die im August 2019 veröffentlichte Allensbach-Umfrage zum gegliederten Schulsystem nachdrücklich unterstreicht. Zudem
stehen im Ländervergleich bei allen Schulleistungstests mit Bayern und SachsenJahr für Jahr die  Bundesländer an der Spitze, die auf ein plurales, differenziertes Schulsystem setzen und am wenigsten an ihren Schulformen herumexperimentiert haben.

Wer dennoch den Plan verfolgt, eine Gesamtschule politisch durchdrücken zu wollen, muss den betroffenen Eltern, Schülerinnen und Schülern ebenso wie den Lehrkräften reinen Wein einschenken. Er muss bekennen, welche Schulen dann zugunsten der Gesamtschule geopfert werden sollen. Das gehört zu der erklärten Transparenz und Ehrlichkeit, der sich die Kandidatin angeblich verpflichtet fühlt. Die mit der Gründung einer Einheitsschule verbundene Kannibalisierung bewährter Schulen schränkt das Wahlangebot für die Eltern auf jeden Fall massiv ein. Die Coesfelder Eltern sind aber sicher klug genug zu erkennen, dass die bestehenden Schulen die eindeutig bessere Alternative darstellen.

Wenn nun die Planungen zum Umbau des Schulzentrums in Frage gestellt werden, steht auch dahinter die leicht durchschaubare Absicht, in die lokale Schulstruktur eingreifen zu wollen. Das Schulzentrum ist der Wunschort für die Errichtung einer Gesamtschule, ein Schul-Hopping zwischen verschiedenen Standorten wird man den Coesfeldern kaum zumuten können. Beschlusslage des Stadtrates hin, Beschlusslage her. Dann gehen wir eben wieder zurück auf Start und verbrennen einige Millionen Planungskosten. Auf ein paar Jahre mehroder weniger kommt es dann auch nicht an. Nach der Corona-Krise wird das Coesfelder Stadtsäckel für eine Neuplanung und für die stetig steigenden Baukosten sicher prall gefüllt sein. Auf Frau Diekmanns Forderung nach neuen Lernangeboten durch Kooperation von städtischem Museum, der Volkshochschule und der Musikschule mit den Schulen passt das Etikett „neu“ auch nicht so recht. Das alles ist schon seit Jahren gelebte Praxis.

Die Vorstellungen von Frau Diekmann bleiben insgesamt vage und wenig durchdacht. Richtig durchdachte Schulentwicklung sieht auf jeden Fall anders aus.

Coesfeld, 14.08.2020